Sichtbare Kommunikation mit Gehörlosen

Wenn Nase und Mund mit einer Maske bedeckt sind, geht ein großer Teil der Mimik verloren. Die Kommunikation verliert dadurch, man wird häufiger missverstanden. Viele Menschen irritiert das, für Hörgeschädigte und ältere Patienten bedeutet es eine starke Barriere.

Bereits vor der Corona-Pandemie konnte die Verständigung beim Arztbesuch für Menschen mit Hörbehinderung problematisch sein. Mit dem Maskengebot ist die Kommunikation insgesamt noch einmal schwieriger geworden. „Viele Hörbehinderte insbesondere Gehörlose brauchen das Mundbild zur Kommunikation, um Inhalte zu verstehen.

Durch das Tragen von Nasen-Mund-Schutz sind weder das Ablesen noch das Erkennen der Mimik des Gesprächs partners möglich“, erläutert die Expertin für Kommunikation mit Hörbehinderten und Gehörlosen, Judit Nothdurft.

Bei Ihrem Zahnarzt in Nürnberg gibt es diese Kommunikationshürde nicht, denn wir haben eigens hierfür spezielle Lösungen entwickelt, zu denen wir Sie im Folgenden aufklären.

Ein Nasen-Mund-Schutz verhindert das Lippenlesen

Die Nasen-Munde-Bedeckung verhindert das Lippenlesen und schluckt noch dazu einen Teil der Schallakustik beim Sprechen. Wenn der untere Bereich des Gesichts verborgen ist, bleibt zudem ein wesentlicher Teil der Kommunikation verschlossen. Die Mimik, die für das nonverbale Kommunizieren eine wesentliche Rolle spielt, ist also größtenteils verdeckt. Das erleben selbst Menschen ohne Hörschädigung als Beeinträchtigung, wie eine Studie aus Bamberg jetzt zeigt.

Um dem entgegenzuwirken, können Zahnärzte spezielle Masken mit sichtbarem Mundbereich verwenden, so dass die Mimik sichtbar und auch das Lippenlesen wieder etwas besser möglich ist – vor allem bei komplexeren Aufklärungsgesprächen. Die Modelle gibt es mit herausnehmbarer Folie, der Stoff kann gewaschen und gekocht werden. Allerdings werden sie noch nicht im großen Stil, sondern von kleineren Unternehmen auf Bestellung produziert. Nach Abschluss des Behandlungsgesprächs inklusive Klärung der Patientenfragen kann dann eine normale OP-Maske aufgesetzt werden. Eine Alternative stellt das Face Shield dar, das eine uneingeschränkte Sicht des Patienten auf das Gesicht des behandelnden Arztes erlaubt.

 

Auch die Plexiglasscheibe ist eine Barriere

Auch die Plexiglasscheibe an der Rezeption behindert durch die Zurückhaltung von Schall die akustische Kommunikation. Nothdurft rät hier zur Installation eines mobilen Ringschleifenverstärkers vor Ort. Ein solches Gerät überträgt das Gesprochene direkt auf das Hörgerät des Patienten beziehungsweise kann von ihm über den Hörer des Verstärkers besser verstanden werden. Das Gespräch können auch digitale Anwendungen – etwa ein Ferndolmetscher via App-Anmeldung – erleichtern, ergänzt Nothdurft, die seit 2007 Kommunikationsseminare für Zahnärzte, Mediziner und Notfallkräfte anbietet. So kann ein Gebärdensprachen-Dolmetscher im Vorfeld gebucht und von der gehörlosen Person angerufen werden und im Dialog mit dem behandelnden Zahnarzt übersetzen.

 

Experimente Studie der Universität Bamberg – Weniger Mimik heißt mehr Gestik

Wie Gesichtsausdrücke mit und ohne Maskenbedeckung wirken und gedeutet werden, untersuchten jetzt Psychologen der Universität Bamberg. In dem Experiment zeigte das Team um Prof. Dr. Claus-Christian Carbon den 41 Probanden die emotionalen Ausdrücke von zwölf verschiedenen Gesichtern, die sie bewerten sollten. Jedes Gesicht wurde zufällig mit sechs verschiedenen Ausdrücken dargestellt: wütend, angewidert, ängstlich, glücklich, neutral und traurig. Dabei waren die Gesichter vollständig sichtbar oder teilweise von einer Gesichtsmaske bedeckt.

Insgesamt erhielt jede teilnehmende Person 144 Gesichtsstimuli. Trugen die Darsteller dabei eine Maske, beeinträchtigte das die Wahrnehmung der Probanden deutlich. Weil ihr emotionales Lesen durch die Maske gestört wurde, vertrauten sie weniger ihrer Einschätzung und zeigten typische Verwirrungsmuster. Carbon: „Die Teilnehmenden erkannten Emotionen weniger genau und vertrauten ihrer eigenen Einschätzung seltener. Spannend in diesem Zusammenhang ist vor allem, dass es zu charakteristischen Fehlinterpretationen von einzelnen Emotionen kam.“

Beispielsweise schätzten die Teilnehmer einen deutlich angewiderten Gesichtsausdruck mit Maske als wütend ein. Einige Emotionen – wie Glück, Trauer und Wut – bewerteten sie als neutral. „Der emotionale Zustand wurde also gar nicht mehr wahrgenommen“, schildert Carbon die Ergebnisse. Um die fehlende Mimik auszugleichen, empfiehlt der Wissenschaftler mehr auf Gesten und Körpersprache zu setzen.

 

Anm. zum Thema Gehörlosigkeit

In Deutschland leben 16 Millionen Menschen mit einer Hörbehinderung. Davon tragen 3,5 Millionen ein Hörgerät oder ein Cochlea-Implantat (CI). Etwa 200.000 Deutsche verständigen sich hauptsächlich über die Gebärdensprache. Das Lippenlesen ist ein wesentlicher Teil des Sprachverständnisses.

Quelle: https://www.zm-online.de/archiv/2020/13/praxis/es-gibt-masken-mit-sichtbarem-mundbereich/