Vorbiss verstehen und behandeln: Tipps vom Kieferorthopäden

Der Oberkiefer liegt physiologisch knapp über dem Unterkiefer, sodass die oberen Schneidezähne die Ästhetik bestimmen und an beiden Seiten ein adäquater Kieferschluss möglich ist. Beim Vorbiss sind jedoch die Schneidezähne des Unterkiefers zu weit nach vorne verschoben, aus der Profilansicht wirken die Zähne nicht selten gekippt anstatt gerade auslaufend. Mit dem Vorbiss gehen je nach Schweregrad beträchtliche Funktionseinschränkungen einher. Dank unterschiedlicher kieferorthopädischer Behandlungsmethoden lässt sich diese Zahnfehlstellung relativ effizient behandeln. edel & weiss, Ihr Spezialist für Kieferorthopädie Nürnberg, fasst die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Vorbiss“ zusammen.

Inhaltsangabe

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Vorbiss sind die Schneidezähne des Unterkiefers nach vorne verschoben.
  • Neben der Ästhetik kann auch die Sprache und Kaufunktion beeinträchtigt sein.
  • Mit Zahnspangen oder Alignern lassen sich die meisten Vorbiss-Fehlstellungen behandeln.

Was ist ein Vorbiss?

Physiologisch liegen die Zähne des Oberkiefers knapp vor dem Unterkiefer. Beim Vorbiss hingegen sind die Schneidezähne des Unterkiefers nach vorne gekippt, sodass sie den Oberkiefer teilweise verdecken. Der Schweregrad wird nach den sogenannten Angle-Klassen bestimmt, die sich nach dem Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer bei Kieferschluss richten. Bei einem Vorbiss kann es häufig zu Sprachstörungen kommen, je nach Schweregrad kann der Speichel zudem auslaufen. Optisch fällt die uneinheitliche Zahnreihe auf, während die Pflege durch die Zahnfehlstellung mitunter erheblich erschwert ist.

Ursachen von Vorbiss

Kieferfehlstellungen können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Beim Vorbiss sind genetische Faktoren nicht selten. Wenn ein Elternteil oder andere nahe Verwandte einen Vorbiss haben, ist das Risiko für eine ähnliche Kieferfehlstellung erhöht. Ein ausgeprägter Unterkiefer wird nicht selten vererbt, ebenso kann es durch die genetische Kombination von kleinem Oberkiefer und großen Zähnen zu einem Vorbiss kommen. Doch auch die individuellen Gewohnheiten spielen eine Rolle in der Entstehung des Vorbisses. Besonders langwieriges Daumenlutschen und Schnuller können die Schneidezähne des Unterkiefers nach vorne kippen und so die Ausbildung eines Vorbisses begünstigen. Auch bei frühzeitigem Zahnverlust verschieben sich die Zähne relativ rasch, sodass es zu einem Vorbiss kommen kann.

  • Genetische Faktoren
  • Falsches Kauen, Daumenlutschen und Schnuller
  • Früher Zahnverlust

Erkennung und Diagnose

Nicht selten handelt es sich beim Vorbiss um eine Blickdiagnose. Da sich die Fehlstellungen auch allmählich im Laufe der Jahre entwickeln können – beispielsweise durch Zahnverlust oder falsches Kauen – sind regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt entscheidend, um die Zahngesundheit zu bewahren. Anzeichen können sein:

  • Neue oder verschlimmerte Sprachstörung
  • Zahnlockerungen durch die Kippung
  • Speichelabflussstörungen
  • Gestörter Kieferschluss
  • Schmerzen beim Kauen

Zur eindeutigen Diagnosestellung eignen sich Röntgenbilder des Kiefers. Zur Stadieneinteilung wird unter anderem der Abstand zwischen den Schneidezähnen des Ober- und des Unterkiefers gemessen.

Behandlungsprozess bei Vorbiss

Je nach Schweregrad der Zahnfehlstellung kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten infrage:

  • Klassische festsitzende Zahnspange
  • Herausnehmbare Aligner
  • Chirurgische Intervention

Die klassische festsitzende Zahnspange ermöglicht eine effiziente Korrektur der allermeisten Zahnfehlstellungen. Je nach Schweregrad dauert die Behandlung rund 2 bis 3 Jahre – kann aber auch in einigen Fällen länger dauern. Bei der Aligner-Therapie werden transparente Kunststoffschienen angefertigt, die Sie in regelmäßigen Abständen (ca. wöchentlich) wechseln und so die Zähne nach und nach in die gewünschte Position schieben. Die Aligner-Therapie ist eher für leichte bis mittelschwere Zahnfehlstellungen geeignet. In seltenen, schweren Fällen wird eine chirurgische Intervention notwendig. Hierbei wird der Kieferknochen an einer geplanten Stelle aufgebrochen und der Kiefer nach Bedarf zurückgeschoben.

Fazit

Häufige Ursachen für die Entstehung eines Vorbisses sind frühzeitiger Zahnverlust mit nachfolgender Zahnverschiebung, langwieriges Schnullersaugen, Daumenlutschen sowie falsches Kauen. Die Diagnostik erfolgt mittels klinischer Untersuchung, wobei oftmals eine Röntgenaufnahme des Kiefers initiiert wird. Inzwischen lassen sich auch ausgeprägte Vorbisse mittels Zahnspangen, Aligner-Therapien oder bei besonders schweren Fehlstellungen chirurgisch korrigieren. Gerne beraten wir Sie individuell zu Ihrem Bedarf.